Spezialinteressen

(Fast) jeder Autist kennt das: Wenn man sich mit einem seiner Spezialinteressen beschäftigt, kann man stundenlang die Welt vergessen. Insbesondere mein Napoleon-Interesse hat mich schon manches Mal um eine ruhige Nacht gebracht. Ich konnte nicht aufhören, ich musste unbedingt noch dieses und jenes lesen, dieses und jenes aufschreiben, dieses und jenes ausdrucken und in meinen Ordner einheften usw.

Auch die Schreiberei hat mich schon manches Mal derart gefesselt, dass ich wie weggebeamt vor meinem PC saß und tippte. Oder während des Wanderns pausierte und schrieb; oder im Zug fast vergaß, wann ich aussteigen musste.

Momentan haben sich diese zwei Interessen etwas gelegt.

 

Die meiste Spezialinteresse-Energie verwende ich seit Monaten für die Transaktionsanalyse (TA). Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke: Analyse anderer, Analyse meiner selbst. Ich nutze meine Kenntnisse fast schon automatisch. Ich sehe nicht, dass sich das in naher Zukunft ändern wird, dafür gibt es noch zu viel darüber nachzudenken, zu analysieren, zu strukturieren. Und … was gibt es Besseres mit sich alleine als zu analysieren und zu strukturieren?

Lange Zeit hatte ich mich von der Psychologie getrennt. Sie passte nicht, sie war mir immer zu ungenau, gar zu oberflächlich. Mir fehlte immer wieder die Antwort auf die Frage: „Warum?“ Und dann erzählte mir jemand von der Transaktionsanalyse. Ich schaute mir das näher an und stellte fest: „Das hat gefehlt!“ Alles andere interessiert mich in der Psychologie nicht mehr: Ich will nichts mehr über Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie hören, weder theoretisch noch praktisch, das ist für mich alles nur noch Mumpitz. Insbesondere die Verhaltenstherapie ist für mich derart sinnlos und auch gefährlich, dass ich damit nichts mehr zu tun haben will. Für mich fällt das unter das, was die meisten Menschen tun: Sich ablenken und sich nicht mit dem eigentlichen Problem (der eigentlichen Ursache) beschäftigen.

 

Die TA ist also zum Spezialinteresse (SI) geworden. Das Beste an diesem SI ist, dass ich es überall mit hinnehmen kann und überall anwenden. Ich kann ständig analysieren, wenn ich will. Ich kann permanent trainieren. Ich kann zuordnen, bestimmen, verstehen, agieren usw. Anders als das Napoleon-Interesse. Das kann ich nicht ständig „leben“. Auch die Schreiberei kann ich nicht überall ausführen.

Vielleicht habe ich deshalb logischerweise die Energie für die anderen zwei Interessen teils abgezogen, um mich mit der TA zu beschäftigen, welche ich immer anwenden/ausagieren kann.

Deshalb ist es auch nur konsequent gewesen, dass ich mein Master-Studium Philosophie abbrach und nun gen Psychologie strebe.

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