AS-Beziehung: Blickkontakt

AS-Beziehung: Darf ich das?

Blickkontakt

 

Ich habe viele „Darf ich das?“-Fragen in mir gehabt, als ich eine Beziehung zu einem anderen Asperger-Autisten begann.

Das ist verständlich, denn ich hatte noch nie eine derartige Beziehung und die vorherige Beziehung führte ich mit einem Nicht-Autisten.

 

Das „nicht Anschauen“ gilt als unfreundlich, wobei ich glaube, dass das vorgeschoben ist. Wahrscheinlich sagen das solche Leute nur, weil sie nicht fähig sind, Blickkontakt für eine kurze Zeit zu unterbinden. Ich habe sogar schon die absonderlichsten Dinge gehört, als ich darum bat, mich nicht anzuschauen. Eine der Reaktionen war: „Ich möchte Dich aber anschauen, weil das sonst unhöflich ist.“ Hä? Wie? Ist das für ihn selbst sich selbst gegenüber unhöflich? Anders kann es ja nicht sein, denn wenn es für mich unhöflich wäre, hätte ich nicht darum gebeten. Aber das ist nicht das Thema.

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich in einer AS-Beziehung keinen Blickkontakt suchen/halten muss. Es kann nur ein Autist verstehen, was das für eine Erleichterung ist. Für die Nicht-Autisten evtl. ein passendes Beispiel: Wenn Dir ständig jemand mit einer äußerst hellen Taschenlampe in die Augen strahlt und er Dir sagt: „Schau nicht weg, das ist unhöflich!“, Du also irgendwann lernst, irgendwie damit umzugehen, Du nun aber jemanden kennen lernst, der das nicht macht und Du plötzlich spürst, wie sich Deine Augen entspannen dürfen und dieselben nicht mehr schmerzen, ist das sehr erleichternd.

Das war meine erste Frage an mich in dieser AS-Beziehung: „Darf ich Blickkontakt vermeiden?“

Ja, gewiss. Es ist sogar erwünscht. Was für eine neue, angenehme, gute Erfahrung.

 

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Kommentare: 3
  • #1

    NeoSilver (Montag, 19 Dezember 2016 10:08)

    Das mit dem Blickkontakt ist ein wahrhaftes Problem für viele Autisten.
    Allerdings wieder nur, weil die Umwelt eine Rückwirkung deswegen auf den Autisten ausübt.

    Ich habe für eine gewisse Zeit versucht den Menschen auf andere Merkmale in der Nähe der Augen zu schauen, was sehr schwierig war.
    Die Resonanz war nicht sehr positiv, da sehr schnell klargestellt wurde, das dies noch unpassender sei, als nicht in die Augen zu schauen.

    Nunja, es ist vermutlich verständlich, das dass verharren und starren auf einen Punkt auch sonderlich wirkt.

    Ist die Frage "Darfst ich das?" nicht redundant? Einen Menschen, welcher aufgrund körperlicher Gebrechen zur Begrüßung nicht aufstehen kann, kannst du doch auch keine Böswilligkeit oder Unhöflichkeit unterstellen.

    Natürlich dürfen Autisten dies, auch wenn sie lernen müssen im sozialen Umfeld mit den Konsequenzen zu leben.
    Von einem Partner allerdings erwarte ich diesbezüglich Akzeptanz.

    Nachtrag:
    Es ist Schade das Stiller und Du das Forum nun negligiert. Aber eventuell kommt irgendwann zukünftig der Punkt, an welchem ihr Euch dort wieder beteiligt.
    Falls du allerdings nicht die von mir vermutete Person bist, ignoriere diesen Nachtrag einfach.

  • #2

    Vulkanierin (Sonntag, 25 Dezember 2016 12:51)

    Hallo NeoSilver,

    "Einen Menschen, welcher aufgrund körperlicher Gebrechen zur Begrüßung nicht aufstehen kann, kannst du doch auch keine Böswilligkeit oder Unhöflichkeit unterstellen."

    Das ist wahr, aber dieses "Gebrechen" ist für viele Menschen auch nachvollziehbar und verständlich - vor allen Dingen: Akzeptiert. Wenn ich Menschen versuche zu erklären, dass mich Blickkontakt ablenkt, verwirrt, schmerzt, ernte ich in den allermeisten Fällen nur Unverständnis.

    "Natürlich dürfen Autisten dies, auch wenn sie lernen müssen im sozialen Umfeld mit den Konsequenzen zu leben.
    Von einem Partner allerdings erwarte ich diesbezüglich Akzeptanz."

    Ich weiß nicht, wie es bei Dir ist: Mich stört es nicht nur, wenn ich Blickkontakt halten muss, sondern auch, wenn der andere mich die ganze Zeit anstarrt. In einer Beziehung mit einem anderen Autisten ist es so, dass meistens weder der eine, noch der andere starrt. Es ist also nicht nur erleichternd, dass man selbst nicht schauen muss, sondern dass der andere auch nicht schaut.

    "Nachtrag:
    Es ist Schade das Stiller und Du das Forum nun negligiert. Aber eventuell kommt irgendwann zukünftig der Punkt, an welchem ihr Euch dort wieder beteiligt.
    Falls du allerdings nicht die von mir vermutete Person bist, ignoriere diesen Nachtrag einfach."

    Ich weiß natürlich nicht, was in Zukunft ist, aber momentan empfinde ich zum Forum eine innere Distanz. Ich würde wahrscheinlich mehrfach über Beiträge, die ich im Forum schreibe, nachdenken, um zu schauen, wem ich da auf die Füße trete und ob es zu klartextig ist. Das ist mir zur Zeit zu anstrengend.

  • #3

    NeoSilver (Montag, 26 Dezember 2016 13:26)

    [...] Das ist wahr, aber dieses "Gebrechen" ist für viele Menschen auch nachvollziehbar und verständlich - vor allen Dingen: Akzeptiert.
    Wenn ich Menschen versuche zu erklären, dass mich Blickkontakt ablenkt, verwirrt, schmerzt, ernte ich in den allermeisten Fällen nur Unverständnis. [...]

    Das ist tatsächlich ein fundamentaler Unterschied, woran nicht nur wir Autisten, sondern auch andere Menschen mit ähnlich "unsichtbaren" Eigenschaften leiden.

    [...]Ich weiß nicht, wie es bei Dir ist: Mich stört es nicht nur, wenn ich Blickkontakt halten muss, sondern auch, wenn der andere mich die ganze Zeit anstarrt. [...]

    Bei mir kommt es auf die Situation an, in welcher ich mich befinde.
    Ich frage mich ob dies eine erworbene Eigenschaft, die auf Erfahrungen beruht, oder doch angeboren ist.

    Unabhängig davon ob jemand autistisch ist oder nicht, scheint dies eine große Gruppe von Menschen zu stören, wenn sie angestarrt werden.

    [...]Das ist mir zur Zeit zu anstrengend. [...]
    Das verstehe ich. Aber dies ergibt natürlich auch die Möglichkeit, das es sich zukünftig ändern könnte.