Ich habe einige Zeit nichts veröffentlicht. Das liegt daran, dass ich so viele Themen verschriftlichen möchte und meistens versuche, diese in einen einzigen Text zu quetschen, was dann aber unsystematisch und überfordernd wird. Also habe ich beschlossen, mehrere Texte zu unterschiedlichen Themen zu schreiben.
Immer wieder fällt es mir auf, dass Weihnachten die Zeit der sozialen Veranstaltungen ist. Und damit meine ich nicht einmal das eigentliche Weihnachtsfest am 24.12., sondern den ganzen Tumult drumherum und vorher. Insbesondere vorher.
In den letzten Jahren ist mir das primär im beruflichen Bereich aufgefallen: Weihnachtsfeiern, Weihnachtsessen, Wichteln, Geschenke und so weiter. Ich habe mich nie involvieren lassen, da ich a) kein Interesse an solchen Veranstaltungen mit Kollegen habe (Kollegen sind Kollegen, keine Freunde. Mit Kollegen arbeite ich) und b) meine Nichtteilnahme keine negativen Auswirkungen auf meine berufliche Situation hat (abgesehen von den eh bereits bestehenden Überzeugungen, dass ich „anders“ bin).
Für andere ist das wichtig: Dann können sie sich über private Themen austauschen (Kinder, Familie, Krankheiten, Hobbys usw.), sich näher kennen lernen, ihre soziale Stellung festigen, andere besser einschätzen – mir ist das vollkommen gleichgültig.
Ich muss mich nicht austauschen über meine privaten Themen. Ja, welche sollten das auch sein? Über meine Spezialinteressen rede ich sowieso sehr selten mit Menschen, die ich nicht gut kenne. Mit meiner Schwester kann ich stundenlang über Transaktionsanalyse reden aber mit Kollegen mache ich das nicht. Nein, danke, kein Interesse. Wenn ich irgendwann Therapeutin bin, dann können die Leute gerne gegen Bezahlung zu mir kommen und ich sage ihnen was dazu.
„Napoleon“ ist auch nicht unbedingt das bevorzugte Small-Talk-Thema. Genauso wenig wie Ornithologie. Das einzige Small-Talk-Thema, welches ich mit Kollegen ohne große Probleme thematisieren kann, ist Arbeit.
Aber wer will schon bei einem Weihnachtsessen über Arbeit sprechen? Bei einer gebratenen Gans an Blattsalat, kommt das Thema nicht so gut, will ich meinen. Mein Chef würde höchstwahrscheinlich über Arbeit sprechen. Mit dem könnte ich mich dann stundenlang darüber unterhalten, welche Aufträge in Zukunft bevorstehen, mich würden auch seine vergangenen beruflichen Aktivitäten interessieren (er war öfter selbstständig).
Mich interessiert schon lange, wie man sich selbstständig macht und was man berücksichtigen muss.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass ich in eine Beobachterposition gehe und mir anschaue, aus welchen Persönlichkeitsanteilen wer agiert. Eine sehr interessante Beschäftigung, aber dafür brauche ich keine Kollegen und kein Weihnachtsessen, das kann ich auch anderswo haben, dafür könnte ich auch im Internet eine „Talk-Runde“ anschauen und währenddessen gebratenes Schweinefleisch mit Sojasoße zu mir nehmen – was weitaus entspannter ist.
Es ist etwas Neues in meinem Leben hinzugekommen, was es vorher nicht gab: Ich bin Mitglied in einem Kampfsportverein. Sehr interessant ist für mich, dass viele Menschen die Mitgliedschaft in so einem Verein als soziale Anlaufstelle nutzen. Dann gibt es plötzlich Mitgliederversammlungen, Weihnachtsmarkt-Treffen, Weihnachtsfeiern für unterschiedliche Gruppen. Natürlich alles auf Kosten der sonstigen Trainingseinheiten. Informationen lauten dann so: „Montagabend ist kein Training, wir treffen uns auf dem Weihnachtsmarkt.“
Und ich denke dann regelmäßig: Schön für euch, ist dieses Jahr überhaupt nochmal Training? Ich war diese Woche nicht ein Mal zum Training, weil ständig irgendein Sozialkram war. Ich denke, dass sich das im Januar wieder beruhigen wird.
Das zu dem Thema „Veranstaltungen“.
Ein weiteres Thema hat mit Licht zu tun. Ich mag spezielle Lichter. Zum Beispiel Lichter an Weihnachtsbäumen. Gestern stand ich längere Zeit in einem Buchladen und schaute mir einen Laser an, der grüne und rote Punkte auf eine Wand projizierte: Die kleinen Punkte bildeten erst eine Art Kreis und strömten dann ganz langsam auseinander, das war sehr angenehm für mich und beruhigend zugleich. Leider gab es das Teil nicht zu kaufen, ich hätte es wahrscheinlich mitgenommen. Wichtig war mir, dass es sich sehr langsam bewegt und sich die Farben oder Formen nicht groß verändern, sondern eine immer gleiche Wiederholung zeigen (erst der Kreis, dann das Auseinanderströmen und zuletzt das wieder Zusammenfinden). Alles andere wäre für mich zu überreizend.
Und dann kommen die andere Menschen: Meine Güte, wie viele Häuser ich schon gesehen habe, auf deren Wand irgendein Lichtzeug projiziert wird – herumflitzende Sterne oder was weiß ich alles …
Ich habe dazu Fragen: Warum kauft sich jemand einen Lichtprojektor, der etwas an die Hauswand projiziert, was er selbst gar nicht sieht?
Dieses Phänomen ist mir schon mal aufgefallen, was aber nichts mit Weihnachten zu tun hat. Es gibt Menschen, die etwas auf ihre Fensterbank stellen, wobei die Frontseite nicht nach innen, sondern nach außen zeigt. Gern genutzt werden Porzellantiere. Ein Reh zum Beispiel. Das Reh schaut also nicht in den Raum hinein, sondern hinaus.
Was soll sowas?
Ich habe Antworten überlegt:
a) Die Besitzer wollen den vorbeilaufenden Passanten „eine Freude machen“.
b) Sie finden es selbst ganz toll, wenn sie an irgendeinem Haus vorbeilaufen und sie ein Porzellan-Reh anschaut oder sie die mit Lichtern ausgefüllte Hauswand betrachten können.
Das liest sich so, als wäre das was Altruistisches, aber das ist es nicht. Menschen, die das machen, gehen davon aus, dass andere genauso ticken wie sie und das toll finden. Sie drängen den anderen ihre „Tollheiten“ (im doppelten Wortsinn, fällt mir gerade auf) auf.
Es ist faszinierend für mich.
Ein anderes „Licht-Phänomen“ hat mit Hunden zu tun. Ich saß abends auf meinem Balkon herum und sah aus dem Augenwinkel etwas blinken. Ein Hundebesitzer hatte seinem Hund ein blinkendes, grünes Halsband umgelegt.
Auch hier die Frage: Warum? Was soll sowas?
Hat er Angst, seinen Hund zu verlieren? Hat er Sorge, auf ihn drauf zu treten, wenn das Tier nicht wild blinkend in der Nacht zu sehen ist?
Oder denkt er gar, dass das Tier Licht bräuchte, um zu sehen, wo es hinkacken kann?
Oder geht es hier wieder nur um: „Das ist doch sooo schön!“?
Ich werde diesen Fragen noch nachgehen, da ich mehrere Kollegen habe, die Hunde besitzen. Vielleicht habe ich das Glück, dass jemand für seinen Hund solch ein Halsband gekauft hat, dann kann ich den Grund näher erfragen.
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